Stu „The Kid“ Ungar war einer der berühmtesten Pokerspieler. Seine größte Errungenschaft war es, das World Series of Poker Main Event drei Mal zu gewinnen, wobei er zwei seiner Siege nacheinander eingefahren hat. Johnny Moss hat das World Series of Poker Main Event zwar auch drei Mal gewonnen, aber einer seiner Siege war Resultat einer Abstimmung. Neben diesem Triumph war Stu Ungar berüchtigt für seinen Lebensstil, der viel mit Drogen zu tun hatte. Sein teilweise arroganter Stil beim Spielen hat außerdem nicht selten zu verärgerten Gegnern geführt.
Kurz etwas zu Ungars Biographie. Stu Ungar wurde 1953 in New York in einer jüdischen Familie geboren und ist in Manhattan aufgewachsen. Sein Vater war zu dieser Zeit in der Untergrund-Spielszene aktiv, was den jungen Stu natürlich beeinflusst hat. Für ihn sollte es nur einen Karriereweg geben und zwar den eines professionellen Spielers.
Im jungen Alter hat er schon damit angefangen Gin Rommé zu spielen und hat sein erstes Turniere bereits im Alter von 10 Jahren gewonnen. In diesem Spiel konnte er eine bedeutende Summe anhäufen, was ihm geholfen hat, sich um seine Mutter und Schwester zu kümmern, nachdem sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist. Stu war intelligent und hat sogar die siebente Klasse übersprungen, aber ist in der zehnten aus der Schule geflogen. Gin Rommé war für Stu Ungar das Tor zur glamourösen Welt des Pokerns.
Stu’s Vorstoß in die Poker-Welt ist nicht ohne Probleme abgelaufen. Tatsächlich hat er, aufgrund seiner Leidenschaft für Sportwetten, einen großen Schuldenberg angehäuft. Pferderennen waren sein Favorit unter den Sportwetten. Von New York ist Stu nach Florida gezogen, um sein Glück zu probieren und schließlich ist er in Las Vegas gelandet. Das war in den 70er Jahren. Las Vegas war einfach die belebteste Stadt und hat ein Talent wie Stu Ungar natürlich angezogen. Im Grunde ist es verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, bis Stu in der Stadt der Sünden Fuß gefasst hat. Erst mit Mitte Zwanzig ist er in Las Vegas angekommen.
Ein anderer Grund für Stus Übergang zum Poker, war folgender: Ihm sind im Gin Rommé die Gegner ausgegangen und das ist kein schlechter Scherz. Er soll ein fotografisches Gedächtnis gehabt haben, was im Gin Rommé ein riesiger Vorteil ist. In einem berühmten Wettkampf hat Stu die Gin Rommé-Legende Harry Stein mit 86 zu Null besiegt. Jeder war von diesem Sieg erschüttert, Harry sogar so sehr, dass er zu spielen aufgehört hat und von der Bildfläche verschwunden ist.
Nach dem Sieg wollte keiner mehr gegen Stu spielen, also hat er begonnen seine Gegner mit Vorteil spielen zu lassen. Er hat zum Beispiel zugelassen, dass seine Gegner die letzte Karte im Deck anschauen. Schlussendlich ist er trotzdem zum Pokerspielen übergegangen, da er hier noch ein unbeschriebenes Blatt war und genug Gegner hatte.
Neben Poker hat Stu auch angefangen Blackjack zu spielen. Sein fotografisches Gedächtnis ist hier allerdings ein zweischneidiges Schwert gewesen. Er hat dank dem Kartenzählen hunderttausende Dollar gewonnen, bis ihm schließlich der Zugang zu Las Vegas Blackjack-Tischen verwehrt wurde. Stu hatte wirklich ein ausgezeichnetes, mathematisches Gedächtnis. Er hat während dem Spielen oftmals Quoten berechnet, sprich mit welcher Wahrscheinlichkeit welcher Spieler noch gewinnen kann. 1977 wurde er sogar von Bob Stupak, dem Besitzer mehrerer Casinos, zu einer 100.000-Dollar-Wette herausgefordert: Bob wettete, dass Stu es nicht schaffen würde, beim Herunterzählen von sechs Kartendecks, die letzte Karte zu berechnen. Stu hat die Wette gewonnen.
Zu der Zeit, als Stu mit dem Pokerspielen angefangen hat, hat er auch begonnen, Kokain zu nehmen. Das haben ihm andere Spieler vorgeschlagen, um bei den langen und ermüdenden Turnieren wachsam zu bleiben. Allerdings entwickelte sich aus dieser Gewohnheit schnell eine Sucht, welche später zu einem Grund für seinen tiefen Fall wurde.
Interessanterweise war Stu trotz seines Drogenkonsums und seiner arroganten Spielart großzügig mit seinem Geld. Sein Anwalt hat in einem Gespräch einmal angedeutet, dass er knapp bei Kasse ist, woraufhin Stu ihm sofort 10.000 Dollar bar in die Hand gegeben hat. Dem hat er noch hinzugefügt, dass der Anwalt das Geld nicht zurückzahlen muss, wenn er nicht kann. Einem Fremden, der Stu auf der Straße einmal um Geld bat, hat er prompt einen 100 Dollar Schein gegeben.
1980 nahm Stu an seinem ersten offiziellen Pokerturnier – am Super Bowl of Poker – teil. Er belegte den eher unspektakulären 34. Platz von 41 Teilnehmern. Gaban Kaplan hat dieses Turnier gewonnen. Wie auch immer, die Pfade von Ungar und Kaplan werden sich in der Zukunft nochmals kreuzen, sogar noch im selben Jahr beim Main Event der World Series of Poker. Kaplan belegte den sechsten Platz, während Stu Ungar das Turnier gewann und mit $365,000 nach Hause ging.
1981 kam Stu wieder zum World Series of Poker Turnier, wo er von 75 Teilnehmern wieder den ersten Platz belegte und $375,000 gewann, somit wurde er zum dritten Mann, der es zweimal in Folge schaffte das Main Event der WSOP zu gewinnen. Das war Ungars dritter Bracelet-Gewinn (Armband/Trophäe, die man zum Preisgeld zusätzlich bekommt). Kurz vor seinem Main Event Sieg hat er allerdings auch beim Deuce-7 Draw Turnier 95,000 Dollar gewonnen.
Nach weiteren zwei Jahren, in 1983, hat er das nächste Bracelet beim Seven Card Stud Turnier gewonnen. Der Einsatz waren 5,000 Dollar, im heads-up besiegte er Dewey Tomko und kassierte ein Preisgeld von 110,000 Dollar. Nachdem Stu sein zweites Main Event gewonnen hat, hat er seine Langzeitpartnerin, Madeline, geheiratet und sie bekamen eine Tochter, die Stefanie hieß. Madeline trug aus ihrer ersten Ehe einen Sohn davon, welchen Stu legal adoptierte. Die Ehe dauerte jedoch nur drei Jahre.
Die restliche Zeit der 80er spielte Stu weiterhin high-stake Poker, ebenso nahm er weiterhin an Turnieren teil und konnte insgesamt drei Mal den Super Bowl of Poker Main Event gewinnen, 1984, 1988, 1989. Er prägte eine dominante Ära, in deren Zeit er der Mann war, der geschlagen werden musste. Der Endgegner.
Am dritten Tag der WSOP 1990, an dem Stu wiedermal teilnahm, fand man ihn bewusstlos – vermutlich mit einer Überdosis Kokain – in seinem Hotelzimmer und er konnte somit das Turnier nicht mehr zu Ende spielen. Das Beachtliche daran ist, dass er vor diesem Zeitpunkt einen so großen Vorsprung an Chips besaß, dass er immer noch den neunten Platz besetzen konnte.
Das Drogenproblem bekam er nicht wirklich in den Griff und das kostete ihn leider all seine Gewinne, die er beim Pokern gewann und schließlich auch sein Leben. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich mit der Zeit, in den Mittneunzigern war er lediglich nur noch ein Schatten seiner Selbst. Beim WSOP Turnier 1997 konnte er nur mitspielen, weil ihm ein Freund 10,000 Dollar lieh, trotz seiner bedenkenswerten Gesundheit schaffte er es noch einmal zu gewinnen. Im Heads-Up gegen John Strzemp.
Das war sein letzter bekannter Erfolg am Pokertisch. Die Hälfte der gewonnenen Millionen verpulverte er für seine schlechten Gewohnheiten – Drogen und Zocken – bevor er starb. Man könnte fast schon von ärmlichen Umständen sprechen, wenn man den Zustand seines Oasis Motels in Las Vegas berücksichtigt.
Stus Vermächtnis ist bis heute unter den aggressiven Pokerspielern bekannt. Bevor Ungar die Szene betrat, war Poker nicht so angesehen, Stu, the Kid (so wurde er aufgrund seines jungen Aussehens genannt) verpasste dem Poker einen neuen Anstrich. Das Leben von Ungar wurde in dem Film „High Roller: The Stu Ungar Story“ festgehalten, wie auch in dem Buch „One of a Kind: The Rise and Fall of Stuey ‚the Kid‘ Ungar, the World’s Greatest Poker Player“. Drei Jahre nach seinem Tod. Im Jahr 2001, wurde er in die Poker Hall of Fame aufgenommen.